Unsere Fachexkursion im Spiegel der Stimmen und Eindrücke von Teilnehmenden:

Stimme 1/ Student

"Meine Vorfahren kamen aus Osteuropa nach Deutschland. Ich habe in Greifswald studiert und absolviere jetzt mein Referendariat. Auf der Exkursion entdeckte ich, wie verschieden die Stämme agierten, die hier seit dem 9. Jh. siedelten. Während die Obotriten nach der Ermordung Niklots in den Herrschaftsverband Heinrich dem Löwen eingefügt wurden, bewahrten andere noch längere Zeit ihre Unabhängigkeit. In einer Zeit, in der die Menschen sich abschotten, ist es wichtig das zu wissen."

Stimme 2/ Student

"Da ich aus Armenien komme, interessiere ich mich sehr für Archäologie. Mir hat gefallen, dass ich Fundstücke in die eigene Hand nehmen konnte. Nun verbindet sich mein ursprünglicher Berufswunsch, ich wollte Archäologe werden, mit meinen Slawistikstudium.“

Stimme 3/ Studentin 

"Besonders hat es mir die Keramik angetan. Wir haben Fotos gemacht, mal sehen, was daraus wird und in welchen Teil des Projektes sich die Keramikfunde einfügen werden. Manchen dienen sie als Beweis für eine slawische Besiedlung einzelner Orte. Doch so einfach ist es mit der Keramik nicht. Frau Schrader aus dem Neubrandenburger Museum erzählte uns, dass die Stämme im Austausch standen und miteinander handelten. Es ist also denkbar, dass bei einem slawischen Stamm Nahrungsmittel erworben wurden und die Gefäße so in andere Siedlungen gelangten."

Stimme 4/ Student

"Die Fahrt hat sich für mich gelohnt. Ich kannte Neubrandenburg und Penzlin nicht. Beim nächsten Mal möchte ich mir auf jeden Fall die Eiserne Furth und Spuren des ehemaligen Englischen Garten finden, den die Malzahns angelegt haben."

Stimme 5/ Studentin

"Mich interessieren das Jagdschloss Prillwitz und Schloss Hohenzieritz. Im Seminar erfuhren wir, dass es dort einen Ägyptischen Saal gab, der in seiner Architektur eine Orientierung an den Gestirnen erkennen lässt. Auf einer alten Fotografie ist die Skulptur eines slawischen Naturgottes zu sehen. Auch Schmuckstücke der Königin Sophie Charlotte sollen den Prillwitzer Idolen nachgeformt seien, die ein findiger Goldschmiede Ende des 18. Jahrhunderts hergestellt hat.    

Einige Plätze im englischen Garten des Schlosses belegen Rückgriffe des 19. Jahrhunderts auf die Antike. Ob es da einen Zusammenhang zu Slawischem gibt, das wird mich wohl noch eine ganze Weile beschäftigen."

Stimme 6/ Studentin

"Auf dem Weg zum Museum entdeckte ich ein Stadttor mit engelsgleichen Figuren. Von Frau Marggraff erfuhr ich, dass es sich um Huldigende, sogenannte Adorantinnen handeln könnte. Solche Figuren kannten schon die alten Babylonier. Bis heute rätseln Stadthistoriker, warum die Figuren nicht an der Außenseite des Tores angebracht wurden, sondern sich zur Stadt hinwenden.

Im Internet las ich, sie würden "Fremde" auffordern, in der Stadt zu bleiben. Auch wenn das wohl sehr frei gedeutet ist, will mir der Gedanke gefallen. In Ostmitteleuropa wurden Fremde in alter Zeit als Träger von Kulturtechniken geschätzt… Ja, es gab Konflikte und Kriege, doch man lebte auch vom Kulturtransfer und vom wertschätzenden Austausch miteinander.  Sei es wie es sei, ich habe die Figuren am Stadttor mit meiner Kamera eingefangen, so kam ich zu meinem ersten Filmclip."

Stimme 7/ Student

"Warum interessierten sich polnische und böhmische Gelehrte, Historiker, Archäologen Ethnologen, Künstler und Dichter im 19. Jahrhundert für unsere Region? Besonders spannend für mich ist, dass Jan Potocki, der Verfasser der "Handschrift von Saragossa" selbst in Neubrandenburg und Penzlin war. So stehen seine Reisenotizen jetzt auf der Agenda für meine Hausarbeit."

Stimme 8/ Exkursionsleiterin 

"Exkursionen sind wichtig für unsere Arbeit und eine auf die Praxis bezogene Lehre. Im Wintersemester 2021/2022 haben wir die Obotriten und Lutizen und ihr wechselvolles Verhältnis zu Böhmen Polen, aber auch zu Dänemark und dem Fränkischen und Sächsischen Reich in den Blick genommen. So konnten wir unserer früheren Beschäftigung mit den Ranen auf Rügen Neues hinzufügen.

Vor allem sind wir in diesem Semester auf Slawisches als Teil mecklenburgischer Identitätskonstruktionen gestoßen. Das hat uns überrascht, da wollten wir genauer hinsehen.

In Neubrandenburg und Penzlin gibt es großartige Museen mit inspirierenden Ausstellungen. Wir konnten uns sogar mit den Ausstellungsmacher*innen aller drei Häuser und der Kuratorin Andrea Rudolph austauschen. Ihre Anregungen auch unter diesem slawistischen Aspekt aufzunehmen, das empfinde ich als eine sehr wichtige Aufgabe, von der alle Seiten profitiert haben."

Fazit/ Student*in

"Die Entdeckung des Nordens in Kunst und Literatur, das reizte mich am Seminar. Sehr gute Organisation, tolle Vorträge und Diskussionen. Direkt schade, dass vor Ort manchmal die Zeit nicht reichte, einzelne Punkte zu vertiefen."