Sprachbewusstheit und Mehrsprachigkeit

Entwicklung einer ressourcenorientierten Didaktik für den Herkunfts- und Fremdsprachenunterricht am Beispiel russischer und polnischer Herkunftssprecher*innen

Förderung

Das Verbundprojekt ist Teil der Förderinitiative „Sprachliche Bildung und Mehrsprachigkeit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) der Bundesrepublik Deutschland. Es wird in Kooperation mit Prof. Dr. Grit Mehlhorn von der Universität Leipzig durchgeführt.

Projektlaufzeit

Januar 2017 – Dezember 2019

Projektbeschreibung

Das Projekt stellt die Fortführung der Longitudinalstudie mit Sample der jugendlichen Herkunftssprecher*innen aus dem BMBF-Projekt: „Russische und polnische Herkunftssprache als Ressource im Schulunterricht?“ dar. Während der Fokus des Vorgängerprojekts eher auf der Dokumentation mehrsprachiger Kompetenzen bei russisch- und polnischsprachigen Jugendlichen sowie auf der Entwicklung und Wahrnehmung von Mehrsprachigkeit als individueller Ressource in den untersuchten Familien lag, soll im Fortsetzungsprojekt außer der Weiterverfolgung des Sprachstandes die konkrete Nutzung des mehrsprachigen Potenzials und seine Förderung in institutionellen Bildungskontexten in den Mittelpunkt rücken.

Die Mehrsprachigkeitsförderung in institutionellen Kontexten soll dabei aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Zum einen sollen am Beispiel des Russischen und Polnischen methodisch-didaktische Ansätze für den Herkunftssprachenunterricht entwickelt werden, die gezielt an die in der ersten Projektphase ermittelten Sprachkompetenzen und Lernbedarfe bei den untersuchten russisch- und polnischsprachigen Jugendlichen anknüpfen. Zum anderen sollen didaktische Konzepte entwickelt werden, wie Herkunftssprecher die vorhandenen sprachlichen Ressourcen systematisch für den Erwerb weiterer Fremdsprachen nutzbar machen können.

Beide Bereiche werden über das Konzept der Sprachbewusstheit (language awareness) verbunden. Im Projekt wird von der Prämisse ausgegangen, dass eine Förderung der Sprachbewusstheit und des expliziten Wissens über die Herkunftssprache (metalinguistic awareness), die ein elementarer Bestandteil der zu entwickelnden Herkunftssprachendidaktik sein sollen, eine wichtige Grundlage dafür bilden, dass die vorhandenen sprachlichen Potenziale für den Anbau neuen sprachlichen Wissens eingesetzt werden können.

Die Jugendlichen aus dem Vorgängerprojekt, die zu Beginn der 1. Erhebungswelle (6./7. Klasse) 12 Jahre alt waren und gerade begonnen haben, in der 10./11. Klasse eine weitere Fremdsprache (nach Englisch) zu lernen, sollen weiterhin im Vordergrund der Betrachtung stehen. Zu untersuchen ist, inwieweit (a) implizites Wissen in der polnischen sowie russischen Herkunftssprache beim Aufbau neuen Sprachwissens in der Tertiärsprache (für die meisten Jugendlichen die L4 in ihrem Sprachenrepertoire) beteiligt ist und in welchen sprachlichen Bereichen auf die vorhandenen sprachlichen Ressourcen der Herkunftssprache (unbewusst oder bewusst) zurückgegriffen wird, sowie (b) mit welchen methodischen-didaktischen Maßnahmen im Herkunfts- und Fremdsprachenunterricht die Sprachbewusstheit in Bezug auf die Herkunftssprache (auch unter Heranziehung weiterer Sprachen) gezielt gefördert werden kann.  Für die Erhebungen zur Sprachbewusstheit sollen sowohl sprachbiographische Informationen aus der ersten Projektphase, als auch monolingual aufwachsende Klassenkamerad*innen (10./11. Klasse) in die Untersuchung einbezogen werden.

Im Greifswalder Teilprojekt sollen der Sprachstand sowie der Lernzuwachs der jugendlichen Herkunftssprecher*innen hinsichtlich ihrer Verfügung über sprachliche Mittel aller Sprachebenen und ihrer sprachlichen Kompetenzen weiterverfolgt werden. Außer den für die 3. und 4. Erhebungswelle modifizierten und an das Alter der Probanden angepassten Erhebungsinstrumenten, die in der 1. und 2. Erhebungswelle erfolgreich verwendet wurden, sollen neue, renommierte Instrumente zur Erfassung speziell der metasprachlichen Bewusstheit angesetzt werden.

Im Leipziger Teilprojekt wird versucht, eine ressourcenorientierte Didaktik zum Ausbau des Potenzials in der Herkunftssprache zu entwickeln. Dabei bezieht sich das Erkenntnisinteresse auf die Frage, wie für Lernende und Lehrende das sprachliche Potenzial der Herkunftssprache expliziter zugänglich gemacht werden kann, um den institutionellen Erwerb und das Lehren der Herkunfts- und Fremdsprache unter Einbeziehung von Konzepten der Mehrsprachigkeitsdidaktik und Sprachbewusstheit aktiv zu unterstützen.

Das Projekt versteht sich als ein weiterer Beitrag zur Entwicklung der Herkunftssprachendidaktik und –forschung in Deutschland, deren bewusstmachende Methoden die Mehrsprachigkeit in institutionellen Kontexten intensiver unterstützen können.

MitarbeiterInnen

Irina Safonov

M.A. Irina Safonov

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Schwerpunkt: Russische Herkunftssprecher)

Projekt: Sprachbewusstheit und Mehrsprachigkeit

 

Lehrstuhl für Slawische Sprachwissenschaft

Ernst-Lohmeyer-Platz 3, Raum E. 49

17487 Greifswald

Tel.: +49 (0)3834 420 3216

Fax: +49 (0)3834 420 3231

irina.safonovuni-greifswaldde

 

Dominika Steinbach

M.A. Dominika Steinbach

Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Schwerpunkt: Polnische Herkunftssprecher)

Projekt: Sprachbewusstheit und Mehrsprachigkeit

 

Lehrstuhl für Slawische Sprachwissenschaft

Ernst-Lohmeyer-Platz 3, Raum E. 49

17487 Greifswald

Tel.: +49 (0)3834 420 3216

Fax: +49 (0)3834 420 3231

dominika.steinbachuni-greifswaldde